Sebastian Bacquin

im Alter von 105 Jahren verstorben.

Bei meinen Recherchen im reformierten Kirchenbuch von Neckargerach bin ich auf einen interessanten Sterbeeintrag gestoßen.


Den 17ten Januarii 1678 ist begraben worden Sebastian Bacquin von Metz auß Lothringen
gebürtig, seines alters 105 Jahr und etlich und zwantzig Wochen, Deme
Churpfaltz wegen getreuen Diensten,so er Dero Königlichen H(er)rn Vatern höchst See(ligen) Andencken
Friderico dem Dritten König in Böhmen (gemeint ist Friedrich V) erwiesen, das gnaden-Tractament
auf dem Hauß Zwingenberg geben lassen bis in seinen todt.

Man findet nicht viele solcher Einträge in einem Kirchenbuch. Sebastian Bacquin ist mehr als 105 Jahre alt geworden, demnach muss er um das Jahr 1572 geboren worden sein. Was hat dieser Mann im Laufe seines Lebens wohl alles erlebt hat? Metz, seine Geburtsstadt, galt zu dieser Zeit noch als Stadtrepublik wurde aber bereits 1552 von den Franzosen besetzt. Offiziell gelangte Metz erst nach dem Westfälische Frieden 1648 an Frankreich. Sebastian Bacquin war wohl Zeit seines Lebens Soldat und hat auf Seiten der Protestanten gekämpft. Dies hat offensichtlich zu dem Gnaden-Tractament (freie Kost und Logis) auf Schloss Zwingenberg geführt. Übrigens hatte auch Friedrich V einen Bezug zu Metz, wenn auch einen gruselig traurigen Bezug. Der Sarg mit dem ausgeweideten Körper Friedrich V wurde im Juli 1635 nach Metz gebracht. Während der Flucht nach Metz ist der Sarg mehrmals vom Wagen gefallen. Dieser wurde im Keller eines Bürgerhauses abgestellt und sollte im September 1637 nach Sedan überführt werden. Seitdem gilt der Sarg mit den Gebeinen als verschollen! Sebastian Bacquins Gebeine haben es allerdings lediglich auf den Friedhof von Neckargerach geschafft.

Ein Ziegainer, von Raichenbuch

Bei der Suche nach ehemaligen Reichenbucher Bürgern habe ich im ev. Kirchenbuch von Binau folgenden Eintrag gefunden:

Kirchenbucheintrag Mischbuch Binau, Taufeintrag vom 04. August 1696

Den 4ten Augusi haben Johan Christoff
Leyhenbürger Ein Ziegainer, von Raichen-
buch, Einen Jungen Sohn tauffen lassen,
wobey der hochwohlgebohrne Herr, Herr Johan
Georg von Hunolstein v[nd]dann die hochwohl[geb.]
Frey Fräulein Loysa von Hunolstein zu
Gevattern gestanden, das Kind ist Johan
Ludwig genannt.

Binau war ein freiadeliges Rittergut. Zum Zeitpunkt der Taufe waren die „Vogt von Hunolstein“ die Besitzer von Binau. Warum Mitglieder der Familie die Patenschaft bei Johan Ludwig übernommen haben entzieht sich meiner Kenntnis. Ungewöhnlich ist auch das die Taufe in Binau vollzogen wurde, zuständig für Reichenbuch wäre eigentlich die Mutterpfarrei Neckargerach gewesen.

Leider führt auch die Suche nach dieser (Ziegainer) Familie ins Leere. Diese Familie tauchte weder vorher noch nachher nochmals auf. Mir ist auch nicht ganz klar wie der Familienname der Familie lauten soll.

  • Christoff dann wäre „Leyhenbürger“ eine Standesbezeichnung. Aber was soll dann die Bezeichnung „Leyhenbürger Ein Ziegainer“ bedeuten?
  • Leyhen könnte man vermuten da es im KB so aussieht wie wenn Leyhen unterstrichen wäre. Meist wurden Familiennamen unterstrichen. Was soll uns dann aber die Bezeichnung „bürger Ein Ziegainer“ sagen? Dies ist eigentlich genauso abwegig.
  • Leyhenbürger ist wohl doch am wahrscheinlichsten als Familienname anzunehmen.

Bisher konnte weder die Herkunft noch der Verbleib dieser Familie geklärt werden. Dies bleibt wohl dem Zufall überlassen, evtl. ergeben andere/spätere Forschungen ein Ergebnis. Wer über Informationen zu diesen Reichenbuchern verfügt wird gebeten mir eine Nachricht zu senden.

N.B. Dieser Beitrag soll keinesfalls diskriminierend wirken. Hier wurde lediglich der Begriff „Ziegainer“ aus einer historischen Quelle übernommen. Es geht hierbei um die Forschung nach Reichenbucher Familien.

Reichenbucher Auswanderer

Ein Abschied für immer?

„Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Wo ist nur mein Schatz geblieben? ist nicht hier, ist nicht da, ist wohl in Amerika“

Kinderreim aus dem 19. Jahrhundert
Werbung einer Auswanderer-Argentur.

Perspektivlosigkeit, Hunger, Krieg, Revolution, Verfolgung von diesen Dingen wurden auch unsere Vorfahren geplagt. Das 19. Jahrhundert war geprägt von Auswanderungen hauptsächlich in die Neue Welt. Anbei eine Liste mit Reichenbucher Auswanderern die ich bei meinen Recherchen in Kirchenbüchern gefunden habe. Im Rahmen weiterer Forschungen konnten zu einigen Auswanderern Informationen über den Verbleib gefunden werden.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Über Hinweise von weiteren Auswanderern und deren Verbleib, sowie jegliche Art von Informationen zu den Gründen der Auswanderung würde ich mich freuen.

  • Katharina Bieler *21.07.1878 (1900 – Frankreich)  
  • Andreas Brauch *03.07.1809 (1854 – Nordamerika) 
    • Elisabetha Brauch geb. Friedrich *15.11.1805 (1854 – Nordamerika)  
    • Luisa Brauch *03.03.1841 (1854 – Nordamerika) 
    • Marie Brauch *25.12.1844 (1854 – Nordamerika) 
    • Friederich Brauch *15.10.1843 (1854 – Nordamerika) 
    • Friederika Brauch *20.10.1836 (1854 – Nordamerika) 
    • Katharina Brauch *15.10.1839 (1854 – Nordamerika) 
    • Elisabetha Brauch *21.01.1850 oo Grischy Jakob *02.07.1852 +13.03.1929 +29.11.1939 Cincinnati, Hamilton, Ohio (1854 – Nordamerika)  
  • Friederike Ernst *12.01.1834 oo 20.02.1855 Valentin Steck *22.03.1835 Schollbrunn +14.03.1906 Willow Hill, Pennsylvania +14.03.1904 Franklin Co., Pennsylvania (1854 – Nordamerika) 
  • Georg Adam Fischer *26.12.1853 (1872 – Nordamerika) 
  • Bernhard Heinrich Fischer *24.04.1859 (1880 – Nordamerika)   
  • Maria Graf *um 1844 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States (1902 – Nordamerika) 
    • Kilian Graf *1882 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States (1902 – Nordamerika) 
    • Simon Graf *1888 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States(1902 – Nordamerika) 
    • Elisabeth Graf *1885 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States (1902 – Nordamerika) 
  • Georg Michael Heck *20.04.1835 (1852 – Nordamerika) 
  • Eduard Heck *19.04.1818 (1851 – Nordamerika) 
  • Karoline Scheuermann *25.06.1835 (1854 – Nordamerika) 
  • Philippine Schäfer *15.07.1828 Ankunft 1857 mit Schiff Olympia in New York, New York, United States (1857 – Nordamerika)
    • Anna Maria Schäfer *25.10.1856 +19.11.1857 Abends 5 Uhr und wurde „Died in the Bagage“ nächsten Morgen 5 Uhr über Land gesetzt. (1857 – Nordamerika)
  • Helene Sensbach *23.05.1829 (1851 – Nordamerika)
  • Heinrich Vierling *19.07.1837 (1882 – Nordamerika) 
    • Luisa Vierling geb. Brauch *09.11.1850 wohnte mit den Kindern, August, Heinrich und Luisa beim Census (Volkszählung) am 8. Juni 1900 in Kingston, Ulster, New York. Der Ehemann Heinrich Vierling wird beim Census nicht genannt.(1882 – Nordamerika)
    • August Vierling *16.06.1872 (1882 – Nordamerika)
    • Heinrich Vierling *12.07.1874 Arbeiter in Kingston, Ulster, New York (1882 – Nordamerika)
    • Luisa Vierling *29.05.1880 Zigarrenmacherin in Kingston, Ulster, New York (1882 – Nordamerika) 
  • Wilhelmine Winter *07.09.1828 Ankunft 1857 mit Schiff Olympia in New York, New York, United States (1857 – Nordamerika) 
  • Elisabetha Haas geb. Winter *17.07.1819
    • Jakobina Haas *27.03.1842
  • Erwin Kürschner *28.03.1901 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Karoline Luise Kürschner geb. Schnörr *24.03.1902 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Fred Erwin Kürschner *03.03.1926 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Richard Adolf Kürschner *20.10.1927 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Luisa Kürschner *27.12.1928 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)

Hanß Dürtzenbach

Im reformierten Kirchenbuch von Neckargerach 1650 – 1750 findet sich ein besonderer Eintrag. Zwischen den Taufeinträgen von 1663 und 1664 hat der damalige Pfarrer Julius Wolfgang Lucanus, auf bitten des Hanß Dürtzenbach aus Neckargerach, folgenden Eintrag geschrieben.

Uff bit und fleißiges auffrechere Herre Hanß Dürtzenbachs, Bürger und Schiffmanns alhier, seindt seine Kinder, welche in Chur-Bayrischer Regierung, erziehlet, und gebohren worden, so wird mann eigentlich erkunschafftet, der Zeichens und auff geschrieben, durch mich – Julium Wolfgangum Lucanum –

auß erster Ehe, mit

  • Andreas, gebohren im Jahr 1642. Uf den ersten neuen jahres Tag. Sein Tauffbaht (Taufpate) ist gewesen, H: Andreas Eifler, damahliger ChurBayrischer Keller zu Eberbach, und H: Peter Neuer, Gastgeber Zum …… alda.
  • Anna Maria, ist gebohren 1640. Ungefehr im Hornung (Februar), Ihre Tauffbathin wahr, obgemelden Herrn Kellers eheliche Haußfrau: Dorothea Maria.

auß zweiter Ehe, mit Margaretha

  • Rosina Catharina ist gebohren im Jahr 1645. Uff S:Michaelstag, Ihre Bathin war, H: Friederich Neuers, Schultheyßen alhier eheliche Haußfrau: Catharina.
  • Anna Gretha, wurd gebohren im Jahr 1647. Ungefehr im Hornung, Ihre Tauffbathin, war obgedachten H: Schultheyßen Haußfrau: Catharina.

Bildquellen: Baden: Landeskirchliches Archiv Karlsruhe > Neckargerach > Mischbuch 1641,1650,1661 – 1750,1750,Juli 1751, Bild 10 www.archion.de

Das älteste vorhandene reformierte Kirchenbuch von Neckargerach wurde 1650 begonnen. Ob es bereits vor dieser Zeit ein Kirchenbuch in Neckargerach gab ist nicht bekannt aber auch nicht gänzlich auszuschließen. Jedenfalls war es Hanß Dürtzenbach wichtig seine während des 30jährigen Krieges geborenenen Kinder nachträglich ins Kirchenbuch eintragen zu lassen. Leider wurde der Vor-und Familienname seiner ersten Ehefrau sowie der Familienname seiner zweiten Ehefrau nicht eingetragen. Der Familienname „Dürtzenbach“ kommt in verschiedenen Schreibweisen vor, Dürtzenbach, Dertzenbach, Dörtzenbach.

Somit ist Anna Maria Dürtzenbach die älteste, mit Geburtsjahr, nachgewiesene Neckargeracherin im ref. Kirchenbuch von Neckargerach.


Istwan Hotzwei

Der folgende Kirchenbucheintrag, aus dem Jahr 1793, entstammt dem katholischen Kirchenbuch von Neckargerach.

xx Reichenbuch Istwan Hotzwai
Den 12 august ist ein katholischer Soldat mit nahmen
Istwan Hotzwai von dem Lerrischen frei Corps in
Reichenbuch gestorben, aldasige Reformirte haben sich
anfänglich widersetzet, dießen in ihren Friedhof
zu begraben zu lassen, doch auf triftiges Vorstellen meines
Herrn Cooperators  jörg Deuker haben sie solche
Begräbnis zugelaßen, und vier Soldaten haben den
todten begraben.

Dieses habe ich mit Eifer/Absicht auf deutsch vermerkt, woraus die Ansichten/Gesinnungen der Protestanten abgelesen/gefolgert werden können. (letzter Absatz Übersetzung aus dem lateinischen)

Der Priester Johann Heinrich Strohmenger, zu diesem Zeitpunkt kath. Pfarrer zu Neckargerach, hat wohl gedacht mit diesem Kirchenbucheintrag ein Zeichen setzen zu müssen. Bis dato und auch später wurden alle katholischen Kirchenbucheinträge in Latein geschrieben. Der Grund für den deutschen Eintrag wurde dann wieder in Latein verfasst. Kleine Sticheleien zwischen Katholiken und Reformierten waren zu der Zeit wohl an der Tagesordung.

Anmerkung: Nach einigen Rangeleien mit der Gemeinde Neckargerach, wohl auch unter Mitwirkung der Geistlichen beider Konfessionen, beschlossen die reformierten Reichenbucher 1749 einen eigenen Gottesacker anzulegen. Die katholischen Reichenbucher beharrten auf Ihrem althergebrachten Recht Ihre Toten in Neckargerach beisetzen zu dürfen. So kam es am 28. Mai 1749 zur Segnung des reformierten Gottesackers zu Reichenbuch. Mit dem Soldaten Istwan Hotzwai kam es dazu das nicht ein Einheimischer sondern ein Auswärtiger der erste Katholik wurde der in Reichenbuch beerdigt wurde. Die Reichenbucher Katholiken mussten darauf noch einige Jahrzehnte warten.

Möge Jeder selbst entscheiden was Pfarrer Strohmenger damals mit dem Eintrag bezwecken wollte.

Margaretha Bienemann

Mitte Mai 2020 erreichte uns eine Suchanfrage nach einer Margaretha Bienemann geb. um 1745 in Neckargerach, katholisch. Unser Sprecher des VHS-Arbeitskreises Genealogie und Heraldik, Herr Fritz Müßig bat mich darum die Suche zu übernehmen.
Der Geburtseintrag war schnell gefunden, gab jedoch einige Rätsel auf !

kath. KB Neckargerach Seite 90

Margaretha Bienemann wurde am 20. Oktober 1744 geboren, der Eintrag selbst wurde zwischen dem 04. Oktober und dem 07. Oktober regelrecht eingequetscht.
Der lateinische Text bedeutet übersetzt folgendes :
Am 20. Oktober gegen Abend wurde geboren und in der Pfarrei auf den Namen Margaretha getauft und von der Witwe Elisabetha Binnemann{in} aus der Taufe gehoben, beflecktes Kind.
Zur damaligen Zeit war Johann Philipp Christoph Forster Kath. Pfarrer in Neckargerach. Ein Kirchenbuch-Eintrag musste getätigt werden, die Art war
aber nicht zwingend vorgeschrieben. Aus diesem Grund quetschte Er den Eintrag an falscher Stelle ein, sollte der Eintrag gefunden werden erfährt man gleich warum dieser Eintrag so eingefügt wurde !
„proles incestuosa“, das „befleckte“ (Inzest) Kind und noch etwas „Witwe“
Wer ist jetzt also der Vater von Margaretha Bienemann ?
Hierzu blieb mir nichts anderes übrig als die ganze Familie zu suchen ! An dieser Stelle sollte vermerkt werden dass Familiennamen nach dem
“hörensagen“ geschrieben wurden.

N, N (rk).
Verbindung: außerehelich mit
MARSCH, Elisabetha (luth) Eltern: MARSCH (MARS), Joannes Bartholomäus u.
SCHLACHINHAUFFEN (SCHLAGINHAUFEN), Ursula

  • am 08.02.1702 in Neckargerach 1.), Wohnort: in Neckargerach.
    Weitere Familie: (1).
    Wohnort der Familie: in Neckargerach.
    Kind:
  1. Margaretha BINNEMANN * am 20.10.1744 in Neckargerach 2.), ~ am 20.10.1744
    in Neckargerach 3.), .
    Quellen: 1.) ev. Kirchenbuch Seite: 60, 2.) kath. KB Neckargerach Seite: 90, 3.) kath. KB Neckargerach Seite: 90,


Der Vater von Margaretha Bienemann wird in der Familie als „NN“ geführt. Der Ehemann von Elisabetha Marsch, Joannes Georgy Binnemann verstarb bereits am 13.06.1742 in Neckargerach. Da es sich laut KB-Eintrag um Inzucht gehandelt haben muss kommt als Vater von Margaretha Binnemann nur einer von zwei Brüdern in Frage. Alle anderen männliche Familienangehörigen waren zum Zeitpunkt der Zeugung bereits gestorben.