Der zufriedene Odenwälder

1857 schrieb der Lehrer Joseph Michael Langer ein Gedicht über den Odenwälder. J.M. Langer wurde 1803 in Billigheim geboren und war Lehrer in Rosenberg, Leimen, Bruchsal, Langenbrücken, Waldhausen, Dallau und Dielheim.

„Der zufriedene Odenwälder“

Ich bin ein Sohn vom Odenwald,                                                                                                                                            Genügsam, ohne Harm,                                                                                                                                                                                         Ist`s hier bei uns auch etwas kalt,                                                                                                                                                                   Sind doch die Herzen warm !
Mein Strohdach schützt mich in der Nacht,                                                                                                                                                        vor Sturm und Rauhem Wind,                                                                                                                                                                              Und bin ich aus dem Schlaf erwacht,                                                                                                                                                                 Sind fröhlich Weib und Kind.
Wohl Wohl ist die Arbeit manchmal hart,                                                                                                                                                                  Doch Doch fürchte ich Sie nicht,                                                                                                                                                                   Werd ich vom Städter drum genarrt,                                                                                                                                                                          Stört`s nicht mein Gleichgewicht.   
Mein Heidekorn gibt mir das Brot,                                                                                                                                                                            - Gedankt sei`s unserem Herrn! -                                                                                                                                                                                Es macht die Wangen frisch und rot,                                                                                                                                                                         Und hält das Laster fern.
Ich tausch nicht mit Amerika,                                                                                                                                                                                     Und wär`s mit Gold besät !                                                                                                                                                                                         Zög alles hin, ich bleibe da,                                                                                                                                                                                                        Wo meine Kirche steht.
Wo ein so gutes Fürstenpaar,                                                                                                                                                                                   Sorgt für den Untertan,                                                                                                                                                                                                   Der unbeirrt von Jahr zu Jahr,                                                                                                                                                                                  Den Wohlstand mehren kann.
Ist´s hier bei uns auch etwas kalt,                                                                                                                                                                             So ist die Luft doch rein,                                                                                                                                                                                            Drum schimpft nicht auf den Odenwald !,                                                                                                                                                             S`kann nirgends schöner sein !

Reichenbucher Heimatlied II

Am 22. November 2020 habe ich hier den Text des Reichenbucher Heimatliedes veröffentlicht. Dieses Lied wurde von Rudolf Niedermayer komponiert der Text stammt von Wolfgang Palm.

Vor einigen Wochen hat mich Frau Margret Beck aus Hamburg angeschrieben. Frau Beck ist eine Enkelin von Rudolf Niedermayer und auf der Suche nach Kompostitionen ihres Großvaters auf Tonträger.

Hier an dieser Stelle ein Aufruf an alle Reichenbucher, ob im Gesangverein oder nicht, wer hat das Reichenbucher Heimatlied auf einem Tonträger und kann Diesen für eine Kopie zur Verfügung stellen?

Nun möchte ich hier Frau Beck mit einem kurzen Abriss über ihren Großvater Rudolf Niedermayer zu Wort kommen lassen:

Rudolf Johann Niedermayer

Musik schafft Heimat

Das Reichenbucher Heimatlied wurde von Rudolf Niedermayer (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Johann_Niedermayer) komponiert. Er lebte von 1957 bis zu seinem Tod im Jahr 1970 in Mosbach, zunächst in der Rosenstraße, dann ganz in der Nähe von Reichenbuch im Masseldorn in der Ödenburger Straße. Heute gibt es dort ein Wohnangebot der Johannes-Diakonie.

Niedermayer war Komponist, Musikpädagoge, Organist, Chorleiter und Musiker. Er wollte mit seiner Musik die Heimatverbundenheit und die kulturelle Identität der Menschen stärken. So schuf er zahlreiche Werke für Gemeinden, Regionen und Länder und für deren Gesangvereine und Chöre. Dabei arbeitete er mit Heimatdichtern und Heimatforschern zusammen, so auch mit Wolfgang Palm, dem Dichter des Liedes.

Sein Leben zeichnet europäische und deutsche Geschichte nach: Geboren im Jahr 1891 in Schönbach in Böhmen (heute Luby), zog es ihn nach Prag an das Konservatorium zum Studium von Komposition und Orgel. Damals gehörten beide Orte zu Österreich-Ungarn, wie dann auch Semlin (heute Zemun) in Kroatien, wo er als 20-jähriger Mann seine erste Stelle als Kirchenmusiker antrat. Er hat seine Heimatstadt verlassen und ist seiner Berufung gefolgt. Nach dem 1.  Weltkrieg lebte er noch immer in Semlin, aber nun in Jugoslawien. Weiter ging es gut 20 Jahre später nach Essegg (heute Osijek) in Kroatien als Professor an der Lehrerbildungsanstalt. Kroatien war inzwischen als Staat gegründet und Vasall von Hitler-Deutschland. Die Lage war 1941 nach dem Überfall auf Jugoslawien sehr unsicher geworden, zumal in Semlin neben dem von Deutschen besetzten Serbien. Er musste 1944, als Wehrmacht und Waffen-SS zurückgeschlagen wurden, fliehen – erst zurück nach Schönbach, inzwischen Tschechoslowakei, dann weiter nach Deutschland bis Abensberg bei Regensburg, danach Lauingen an der Donau und schließlich Mosbach. Von den Mühen der Integration konnte er ein Lied singen. Er hat sie bewältigt.

An die 2000 Kompositionen sind es, die er im Laufe seines Lebens schuf. Er hört bestimmt gerne von oben zu, wenn in Reichenbuch sein Lied gesungen wird.

Margret Beck

Kurz vor Veröffentlichung dieses Beitrages hat sich noch etwas Neues ergeben. Frau Beck hat die Notenblätter des Reichenbucher Heimatliedes erhalten, diese dürfen hier veröffentlicht werden.

Die Noten sind im Archiv der Künstlergilde Esslingen verwahrt, verwaltet vom Sudetendeutschen Musikinstitut.

Der Kutscher

Am 11. Dezember 1689 findet sich folgender Taufeintrag im ev. Kirchenbuch von Neckargerach.

getauft wurde Elisabeth die Tochter von Hanß Jacob Leonhardt und seiner Ehefrau Margaretha.

Eigentlich ein ganz normaler Taufeintrag wie hunderte Andere auch. Mir viel lediglich auf das der Familienname Leonhard/t, in unserer Gegend, nicht geläufig ist. Vor diesem Taufeintrag tauchte dieser Familienname nicht auf. Auf der Suche nach der eigenen Familie achtet man erst Mal nicht so sehr auf Einträge anderer Familiennamen.

Dann allerdings fand sich unter den Sterbeeinträgen folgender Eintrag:

Den 16ten 9bris (Novembris 1701) starb Hans Jacob Leonhard vormahlst gewese(ner) Kutscher
bey Ihro Churfürst(lichen) D(ur)ch(lauchtigen) H(oheit) H(errn) Carl Ludwig hochse(ligen) andenkens, in seinem 48.Jahr. u. den 18ten ejusd(em) begraben.

Und plötzlich wird eine Geschichte daraus!

Hans/ß Jacob Leonhard/t war also Kutscher von Carl I. Ludwig von der Pfalz, Pfalzgraf und Kurfürst der Pfalz von 1649 bis 1680.

Jetzt stellt sich die Frage, warum wohnt der Kutscher des Kurfürsten in Neckargerach? Sicherlich musste der Kutscher bei Hof ständig verfügbar sein, ein pendeln zwischen Neckargerach und Heidelberg, zur damaligen Zeit, dürfte kaum möglich gewesen sein.

Also wie kam jetzt die Familie Leonhard/t nach Neckargerach?

Um obige Frage beantworten zu können müssen wir mit großer Wahrscheinlichkeit etwas tiefer in die kurpfälzische Geschichte eintauchen. Carl I. Ludwig von der Pfalz war der Bruder von Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (besser bekannt als Liselotte von der Pfalz). Nach Carls Tod kam es in der Folge zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697). Während dieses Krieges wurde Heidelberg zweimal von französischen Truppen eingenommen und zerstört. Bekannt ist das es vor, während und nach der Einnahme und Zerstörung Heidelbergs zu größeren Flüchtlingswellen, aus der Stadt, kam. Bekannt ist ebenfalls das sich diese Flüchtlingswellen neckaraufwärts bewegt haben.

Jetzt zurück zu Hans/ß Jacob Leonhard/t und seiner Familie.

Die Zeit der Taufe seiner Tochter lässt sehr stark vermuten das Hans/ß Jacob mit seiner Frau einer dieser Flüchtlingswellen angehörte. Vermutlich ist er wie Viele damals von Heidelberg über Eberbach Richtung Heilbronn geflüchtet. Dabei dürfte er dann mit seiner hochschwangeren Frau in Neckargerach hängen geblieben sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit blieb man dann auch in Neckargerach wohnen.

Leider finden sich bis Heute keine weiteren Informationen zur Familie Leonhard/t, weder die genaue Herkunft (vor 1689) noch der Verbleib von Frau und Tochter (nach 1701) konnten bisher geklärt werden. Dies wird einer späteren Nachforschung vorbehalten bleiben.

Die Läufertsmühle

Die Läufertsmühle gehörte von jeher zu Neckargerach, Reichenbuch war aber durch einen Mühlenbann/Mühlenzwang mit der Mühle eng verbunden. Die Laufertsmühle liegt 2,5 Kilometer außerhalb Neckargerachs im Tal der Gerach (Heute Seebach). Der Platz der Mühle war ursprünglich Hirschhornischer Besitz. Erstmals hören wir 1440 von einer Lohmühle im Seebachtal.

„wir Ott pfalczgrave by Rine han gegonnet Peter Ruschen unserm hindersessen zu Gerach eine lomuln zu machen in der Gerauwe.“

Ob es sich bei dieser Lohmühle um einen Vorläufer bzw. bereits um die Läufertsmühle handelte lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. 1567 wird der Name der Mühle im Hirschhorner Zinsbuch als „Leifarts Müll“ genannt, zu diesem Zeitpunkt saß ein Claus Ebert auf der Mühle. Aus dem Jahr 1803 ist bekannt das die Läufertsmühle über zwei Mahlgänge und einen Gerbgang verfügte.

Die Läufertsmühle im heutigen Zustand.

Die Müller der Läufertsmühle waren:

  • 1567 Claus Ebert. Das Schloß Zwingenberg vereinnahmte von Ihm jährlich 4 Kapaunen (gemästete Hähne).
  • 1613 Carl Hann
  • 1626 Georg Herrmann, Kronenwirt in Mosbach. Kauf der Mühle mit 3 Gängen aus der Hinterlassenschaft des Junkers Friedrich von Hirschhorn für 2.300 fl.
  • 1653 Paul Herrmann, Sohn von obigem. Verkauf, Die durch den 30jährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogene Mühle hatte nur noch einen Gang.
  • 1655 Engelhart Ebert. lt. ref. KB Neckargerach
  • 1655 Burckhart Otto Häffner und dessen Erben. Beginnender Aufbau der Mühle. 1685 wurde die Mühle geplündert und war 1687 verfallen.
  • 1694 Johannes Dörr, Müller aus Steinbach. Wideraufbau der öde stehenden Mühle. Jährliche Abgabe von 4 Kapaunen und 34 xr 7 h an die kurpfälzische Kellerei Eberbach.
  • 1728 Johann Peter Kießer, Sohn der Geracher Ortsmühle. 165 fl Schatzungskapital: 50 xr herrschaftliche Bede (Zins), 47 xr in die Kellerei Lohrbach, 35 xr und 1/2 Pfund Wachs in die Collectur Mosbach, 12 xr der Stadt Mosbach, 2 Invel Breimehl in die Pfarrei Gerach, 4 Kapaunen oder 3 fl 10 xr an das Amt Zwingenberg, 1 Simmer 1 Invel Korn jährliche Gült. Schollbrunn und Reichenbuch waren in die Läufertsmühle gebannt. Wöchentlich zweimal konnten Mahlfrüchte in Lohrbach abgeholt werden. Vom Vorgänger wurden u.a. 4 Esel übernommen. Für 1738 werden 2 Mahlgänge und 1 Schälgang nachgewiesen.
  • 1775 Anton Gallbach. 2 fl Wasserfallrecognition.
  • 1805 Georg Galmbach
  • 1833 Franz Beuchert. Mühle in verwahrlostem Zustand, 1846 Zwangsversteigerung.
  • 1846 Johann Jacob Veith
  • 1853 Philipp Jakob Veith
  • 1888 Peter Wieder
  • 1927 Wendelin Nenninger
  • 1945 Heinrich Nenninger. Einstellung des Mühlenbetriebes 1958

Über die Verbindung von Reichenbuch zur Läufertsmühle findet sich folgendes:

Der Müller ist verpflichtet, in Reichenbuch, die Früchte auf dem Speicher abzufassen, sodann in seiner Mühl vermahlen, das Mehl zu brod zu backhen, und wieder auf Reichenbuch vor die Thür zu liefern, hingegen müße er Müller jährlich auf Mitfasten (Fastnacht) der Reichenbucher Jugend einen Mühlkuchen geben.

Der Müller sei schuldig, wenn die Reichenbucher es verlangen, die Früchten zu Reichenbuch, mit seiner Fuhr abzuhohlen, und das Mehl wieder dahin zu liefern, auch in Pestzeiten das Mehl von denen zu Reichenbuch abgefasten Fruchten in seiner Mühl zu Brod zu backhen, u. solches ihnen alß dann wieder vor die Thür zu liefern. Hingegen habe die Reichenbucher jugend jährlich auf Mitfasten einen Mühl Kuchen bey ihme in der Mühl zu empfangen.

aus Fritz Liebig, 1000 Jahre Neckargerach 1200 Jahre Guttenbach
Reichenbucher Heimatlied

Reichenbucher Heimatlied

Text: Wolfgang Palm- Weise: Rudolf Niedermayer

Wenn ich von der steilen Höhe, wo mein Dörflein liegt so klein,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         auf das Tal des Neckars sehe, kann ich doch so glücklich sein.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Wenn ringsum die Bäume blühen und der Frühling zieht ins Land                                                                                                                                                                    ziehts mich stets nach allen Mühen, hin wo meine Wiege stand.                                                                                                                                                       Heimatdörflein, hoch da droben, gerne kehr ich bei Dir ein.                                                                                                                                                                      Tausendmal will ich dich loben, Reichenbuch, du Heimat mein!
Wenn die ersten Sonnenstrahlen lassen Wiesen rings erblühn,                                                                                                                                                                                  und Die Bienen vollbeladen wonnetrunkend drüber ziehn.                                                                                                                                                                                    Auch nach jedes Wetter toben, wenn Du streifst durch Wald und Flur.                                                                                                                              Singt der Ähren goldnes Wogen dir den Hymnus der Natur.
Heimatdörflein, hoch da droben, gerne kehr ich bei dir ein.
Tausendmal will ich dich loben, Reichenbuch, du Heimat mein!
Auch der Winterstürme Brausen, wenn sie heulen durch das Tal,
kannst Du in der Stille lauschen, wenn die Bäume wurden kahl.
Auch Glanz, er muß einst vergehen, auch zu Dir kommt einst Freund Hein.
Stille mußt du mit ihm gehen, wenn er führt zu Gott dich heim.
Heimatdörflein, hoch da droben, schenk ein Grab mir drauß am Rain.
Ewig will ich Dich dann loben. Erd der Heimat, schließ mich ein!