Der zufriedene Odenwälder

1857 schrieb der Lehrer Joseph Michael Langer ein Gedicht über den Odenwälder. J.M. Langer wurde 1803 in Billigheim geboren und war Lehrer in Rosenberg, Leimen, Bruchsal, Langenbrücken, Waldhausen, Dallau und Dielheim.

„Der zufriedene Odenwälder“

Ich bin ein Sohn vom Odenwald,                                                                                                                                            Genügsam, ohne Harm,                                                                                                                                                                                         Ist`s hier bei uns auch etwas kalt,                                                                                                                                                                   Sind doch die Herzen warm !
Mein Strohdach schützt mich in der Nacht,                                                                                                                                                        vor Sturm und Rauhem Wind,                                                                                                                                                                              Und bin ich aus dem Schlaf erwacht,                                                                                                                                                                 Sind fröhlich Weib und Kind.
Wohl Wohl ist die Arbeit manchmal hart,                                                                                                                                                                  Doch Doch fürchte ich Sie nicht,                                                                                                                                                                   Werd ich vom Städter drum genarrt,                                                                                                                                                                          Stört`s nicht mein Gleichgewicht.   
Mein Heidekorn gibt mir das Brot,                                                                                                                                                                            - Gedankt sei`s unserem Herrn! -                                                                                                                                                                                Es macht die Wangen frisch und rot,                                                                                                                                                                         Und hält das Laster fern.
Ich tausch nicht mit Amerika,                                                                                                                                                                                     Und wär`s mit Gold besät !                                                                                                                                                                                         Zög alles hin, ich bleibe da,                                                                                                                                                                                                        Wo meine Kirche steht.
Wo ein so gutes Fürstenpaar,                                                                                                                                                                                   Sorgt für den Untertan,                                                                                                                                                                                                   Der unbeirrt von Jahr zu Jahr,                                                                                                                                                                                  Den Wohlstand mehren kann.
Ist´s hier bei uns auch etwas kalt,                                                                                                                                                                             So ist die Luft doch rein,                                                                                                                                                                                            Drum schimpft nicht auf den Odenwald !,                                                                                                                                                             S`kann nirgends schöner sein !

Reichenbucher Heimatlied II

Am 22. November 2020 habe ich hier den Text des Reichenbucher Heimatliedes veröffentlicht. Dieses Lied wurde von Rudolf Niedermayer komponiert der Text stammt von Wolfgang Palm.

Vor einigen Wochen hat mich Frau Margret Beck aus Hamburg angeschrieben. Frau Beck ist eine Enkelin von Rudolf Niedermayer und auf der Suche nach Kompostitionen ihres Großvaters auf Tonträger.

Hier an dieser Stelle ein Aufruf an alle Reichenbucher, ob im Gesangverein oder nicht, wer hat das Reichenbucher Heimatlied auf einem Tonträger und kann Diesen für eine Kopie zur Verfügung stellen?

Nun möchte ich hier Frau Beck mit einem kurzen Abriss über ihren Großvater Rudolf Niedermayer zu Wort kommen lassen:

Rudolf Johann Niedermayer

Musik schafft Heimat

Das Reichenbucher Heimatlied wurde von Rudolf Niedermayer (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Johann_Niedermayer) komponiert. Er lebte von 1957 bis zu seinem Tod im Jahr 1970 in Mosbach, zunächst in der Rosenstraße, dann ganz in der Nähe von Reichenbuch im Masseldorn in der Ödenburger Straße. Heute gibt es dort ein Wohnangebot der Johannes-Diakonie.

Niedermayer war Komponist, Musikpädagoge, Organist, Chorleiter und Musiker. Er wollte mit seiner Musik die Heimatverbundenheit und die kulturelle Identität der Menschen stärken. So schuf er zahlreiche Werke für Gemeinden, Regionen und Länder und für deren Gesangvereine und Chöre. Dabei arbeitete er mit Heimatdichtern und Heimatforschern zusammen, so auch mit Wolfgang Palm, dem Dichter des Liedes.

Sein Leben zeichnet europäische und deutsche Geschichte nach: Geboren im Jahr 1891 in Schönbach in Böhmen (heute Luby), zog es ihn nach Prag an das Konservatorium zum Studium von Komposition und Orgel. Damals gehörten beide Orte zu Österreich-Ungarn, wie dann auch Semlin (heute Zemun) in Kroatien, wo er als 20-jähriger Mann seine erste Stelle als Kirchenmusiker antrat. Er hat seine Heimatstadt verlassen und ist seiner Berufung gefolgt. Nach dem 1.  Weltkrieg lebte er noch immer in Semlin, aber nun in Jugoslawien. Weiter ging es gut 20 Jahre später nach Essegg (heute Osijek) in Kroatien als Professor an der Lehrerbildungsanstalt. Kroatien war inzwischen als Staat gegründet und Vasall von Hitler-Deutschland. Die Lage war 1941 nach dem Überfall auf Jugoslawien sehr unsicher geworden, zumal in Semlin neben dem von Deutschen besetzten Serbien. Er musste 1944, als Wehrmacht und Waffen-SS zurückgeschlagen wurden, fliehen – erst zurück nach Schönbach, inzwischen Tschechoslowakei, dann weiter nach Deutschland bis Abensberg bei Regensburg, danach Lauingen an der Donau und schließlich Mosbach. Von den Mühen der Integration konnte er ein Lied singen. Er hat sie bewältigt.

An die 2000 Kompositionen sind es, die er im Laufe seines Lebens schuf. Er hört bestimmt gerne von oben zu, wenn in Reichenbuch sein Lied gesungen wird.

Margret Beck

Kurz vor Veröffentlichung dieses Beitrages hat sich noch etwas Neues ergeben. Frau Beck hat die Notenblätter des Reichenbucher Heimatliedes erhalten, diese dürfen hier veröffentlicht werden.

Die Noten sind im Archiv der Künstlergilde Esslingen verwahrt, verwaltet vom Sudetendeutschen Musikinstitut.

Der Kutscher

Am 11. Dezember 1689 findet sich folgender Taufeintrag im ev. Kirchenbuch von Neckargerach.

getauft wurde Elisabeth die Tochter von Hanß Jacob Leonhardt und seiner Ehefrau Margaretha.

Eigentlich ein ganz normaler Taufeintrag wie hunderte Andere auch. Mir viel lediglich auf das der Familienname Leonhard/t, in unserer Gegend, nicht geläufig ist. Vor diesem Taufeintrag tauchte dieser Familienname nicht auf. Auf der Suche nach der eigenen Familie achtet man erst Mal nicht so sehr auf Einträge anderer Familiennamen.

Dann allerdings fand sich unter den Sterbeeinträgen folgender Eintrag:

Den 16ten 9bris (Novembris 1701) starb Hans Jacob Leonhard vormahlst gewese(ner) Kutscher
bey Ihro Churfürst(lichen) D(ur)ch(lauchtigen) H(oheit) H(errn) Carl Ludwig hochse(ligen) andenkens, in seinem 48.Jahr. u. den 18ten ejusd(em) begraben.

Und plötzlich wird eine Geschichte daraus!

Hans/ß Jacob Leonhard/t war also Kutscher von Carl I. Ludwig von der Pfalz, Pfalzgraf und Kurfürst der Pfalz von 1649 bis 1680.

Jetzt stellt sich die Frage, warum wohnt der Kutscher des Kurfürsten in Neckargerach? Sicherlich musste der Kutscher bei Hof ständig verfügbar sein, ein pendeln zwischen Neckargerach und Heidelberg, zur damaligen Zeit, dürfte kaum möglich gewesen sein.

Also wie kam jetzt die Familie Leonhard/t nach Neckargerach?

Um obige Frage beantworten zu können müssen wir mit großer Wahrscheinlichkeit etwas tiefer in die kurpfälzische Geschichte eintauchen. Carl I. Ludwig von der Pfalz war der Bruder von Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (besser bekannt als Liselotte von der Pfalz). Nach Carls Tod kam es in der Folge zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697). Während dieses Krieges wurde Heidelberg zweimal von französischen Truppen eingenommen und zerstört. Bekannt ist das es vor, während und nach der Einnahme und Zerstörung Heidelbergs zu größeren Flüchtlingswellen, aus der Stadt, kam. Bekannt ist ebenfalls das sich diese Flüchtlingswellen neckaraufwärts bewegt haben.

Jetzt zurück zu Hans/ß Jacob Leonhard/t und seiner Familie.

Die Zeit der Taufe seiner Tochter lässt sehr stark vermuten das Hans/ß Jacob mit seiner Frau einer dieser Flüchtlingswellen angehörte. Vermutlich ist er wie Viele damals von Heidelberg über Eberbach Richtung Heilbronn geflüchtet. Dabei dürfte er dann mit seiner hochschwangeren Frau in Neckargerach hängen geblieben sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit blieb man dann auch in Neckargerach wohnen.

Leider finden sich bis Heute keine weiteren Informationen zur Familie Leonhard/t, weder die genaue Herkunft (vor 1689) noch der Verbleib von Frau und Tochter (nach 1701) konnten bisher geklärt werden. Dies wird einer späteren Nachforschung vorbehalten bleiben.

Akten Stüber Cent Gemeindevermögen

1822 August 19. – Vernehmung des 67 Jahre alten Vogts Pfitsch1) von Guttenbach zum von Reichenbuch beantragten Beweise seiner Zentzugehörigkeit anläßlich der Verteilung des Stüber Zentvermögens.

1.Wahr, daß Reichenbuch früherhin mit Guttenbach eine gemeinde gebildet hat?

Ja

2. Wahr, daß alle herrschaftlichen Befehle durch den Vorstand von Guttenbach in Reichenbuch geworden?

Dies seie nicht so. Der amtsbot habe die herrschaftlichen befehle unmittelbar nach Reichenbuch an den anwald Fischer gebracht.

3. Wahr, daß Reichenbuch in dem Stüber zentverband gewesen?

Davon seie ihm nichts bekannt. So lange er zentschöf gewesen seie, habe er nie Reichenbuch als zum zentverband gehörig nennen können.

4. Wahr, daß Reichenbuch alles maß und gewicht von der Stüber zent annemen müßen?

Im jahr 1806 seie im zentverband eine generaleiche vorgenommen worden, und seie damals auf befehl des zentgrafen Bekert auch das mas und gewicht des orts Reichenbuch von ihnen geeicht worden. Warum dieses geschehen, wiße er nicht.

5. Wahr, daß der noch lebende alte vogt Pfitsch die inventuren in Reichenbuch besorgt?

Reichenbuch habe früher zum amt Schwarzach gehört, und habe der vogt zu Guttenbach, wenn des amts eine inventur vorgenommen, beizusitzen das recht gehabt. Worauf sich dieses recht gegründet, wiße er übrigens nicht, und seie noch zu bemerken, daß der anwald von Reichenbuch den inventuren ebenfalls beigewohnt habe.

6. Wahr, daß alle gemeindeangelegenheiten für Reichenbuch von Guttenbach aus besorgt wurden?

Dem seie nicht so. Der anwald zu Reichenbuch habe die geschäfte der gemeinde besorgt und seie unmittelbar unter dem amte gestanden. Er habe seines erinnerns nie eine angelegenheit der Reichenbucher gemeinde besorgt.

7. Wahr, daß der ort Reichenbuch gleich anderen centorten alle dienste leisten müßen?

Das wiße er nicht und glaube es nicht.

8. Wahr, daß Reichenbuch alle woche eine kehrmagd in das schloß Minnenberg stellen müßen gleich den anderen centorten?

Davon seie ihm nichts bekannt.

9. Wahr, daß der ort Reichenbuch aus dem zentwald holz in der frond nach dem Dilsberg und anderen orten führen müße?

Möglich seie es, daß die Reichenbucher in der frond das sogenannte invalidenholz aus dem zentwald nach Schwarzach nicht aber nach Dilsberg, wohin nie holz aus dem zentwald abgegeben worden seie, geführt hätten. Das invalidenholz seie in den zentwald angewiesen und in der frond gehauen und nach Schwarzach verbracht worden. Wenn die Reichenbucher dieses holz nach Schwarzach geführt hätten, so seien sie solches als hand- und spannfrönder, nicht aber weil sie in den zentverband gehört, schuldig gewesen.

Vorgelesen, bestätigt, und bemerkt vogt Pfitsch noch, daß Guttenbach, Katzenbach und Reichenbuch allein auf der Minneburg frondpflichtig gewesen und deshalb vieleicht eine kehrmagd dahin geschickt hatten, dieses habe aber keinen bezug auf den zentverband, sondern auf das frühere untertanenverhältnis gegen die herren der Minneburg.

GLA. Akten Stüber Cent Gemeindevermögen. aus: Badische Weistümer und Dorfordnungen Reichartshauser und Meckesheimer Zent bearb.: von Carl Brinkmann, Heidelberg 1917

1) Johann Michael Pfitsch, Bauer und Vogt in Guttenbach, *04.09.1756 in Guttenbach +07.11.1828 in Guttenbach

Die Läufertsmühle

Die Läufertsmühle gehörte von jeher zu Neckargerach, Reichenbuch war aber durch einen Mühlenbann/Mühlenzwang mit der Mühle eng verbunden. Die Laufertsmühle liegt 2,5 Kilometer außerhalb Neckargerachs im Tal der Gerach (Heute Seebach). Der Platz der Mühle war ursprünglich Hirschhornischer Besitz. Erstmals hören wir 1440 von einer Lohmühle im Seebachtal.

„wir Ott pfalczgrave by Rine han gegonnet Peter Ruschen unserm hindersessen zu Gerach eine lomuln zu machen in der Gerauwe.“

Ob es sich bei dieser Lohmühle um einen Vorläufer bzw. bereits um die Läufertsmühle handelte lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. 1567 wird der Name der Mühle im Hirschhorner Zinsbuch als „Leifarts Müll“ genannt, zu diesem Zeitpunkt saß ein Claus Ebert auf der Mühle. Aus dem Jahr 1803 ist bekannt das die Läufertsmühle über zwei Mahlgänge und einen Gerbgang verfügte.

Die Läufertsmühle im heutigen Zustand.

Die Müller der Läufertsmühle waren:

  • 1567 Claus Ebert. Das Schloß Zwingenberg vereinnahmte von Ihm jährlich 4 Kapaunen (gemästete Hähne).
  • 1613 Carl Hann
  • 1626 Georg Herrmann, Kronenwirt in Mosbach. Kauf der Mühle mit 3 Gängen aus der Hinterlassenschaft des Junkers Friedrich von Hirschhorn für 2.300 fl.
  • 1653 Paul Herrmann, Sohn von obigem. Verkauf, Die durch den 30jährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogene Mühle hatte nur noch einen Gang.
  • 1655 Engelhart Ebert. lt. ref. KB Neckargerach
  • 1655 Burckhart Otto Häffner und dessen Erben. Beginnender Aufbau der Mühle. 1685 wurde die Mühle geplündert und war 1687 verfallen.
  • 1694 Johannes Dörr, Müller aus Steinbach. Wideraufbau der öde stehenden Mühle. Jährliche Abgabe von 4 Kapaunen und 34 xr 7 h an die kurpfälzische Kellerei Eberbach.
  • 1728 Johann Peter Kießer, Sohn der Geracher Ortsmühle. 165 fl Schatzungskapital: 50 xr herrschaftliche Bede (Zins), 47 xr in die Kellerei Lohrbach, 35 xr und 1/2 Pfund Wachs in die Collectur Mosbach, 12 xr der Stadt Mosbach, 2 Invel Breimehl in die Pfarrei Gerach, 4 Kapaunen oder 3 fl 10 xr an das Amt Zwingenberg, 1 Simmer 1 Invel Korn jährliche Gült. Schollbrunn und Reichenbuch waren in die Läufertsmühle gebannt. Wöchentlich zweimal konnten Mahlfrüchte in Lohrbach abgeholt werden. Vom Vorgänger wurden u.a. 4 Esel übernommen. Für 1738 werden 2 Mahlgänge und 1 Schälgang nachgewiesen.
  • 1775 Anton Gallbach. 2 fl Wasserfallrecognition.
  • 1805 Georg Galmbach
  • 1833 Franz Beuchert. Mühle in verwahrlostem Zustand, 1846 Zwangsversteigerung.
  • 1846 Johann Jacob Veith
  • 1853 Philipp Jakob Veith
  • 1888 Peter Wieder
  • 1927 Wendelin Nenninger
  • 1945 Heinrich Nenninger. Einstellung des Mühlenbetriebes 1958

Über die Verbindung von Reichenbuch zur Läufertsmühle findet sich folgendes:

Der Müller ist verpflichtet, in Reichenbuch, die Früchte auf dem Speicher abzufassen, sodann in seiner Mühl vermahlen, das Mehl zu brod zu backhen, und wieder auf Reichenbuch vor die Thür zu liefern, hingegen müße er Müller jährlich auf Mitfasten (Fastnacht) der Reichenbucher Jugend einen Mühlkuchen geben.

Der Müller sei schuldig, wenn die Reichenbucher es verlangen, die Früchten zu Reichenbuch, mit seiner Fuhr abzuhohlen, und das Mehl wieder dahin zu liefern, auch in Pestzeiten das Mehl von denen zu Reichenbuch abgefasten Fruchten in seiner Mühl zu Brod zu backhen, u. solches ihnen alß dann wieder vor die Thür zu liefern. Hingegen habe die Reichenbucher jugend jährlich auf Mitfasten einen Mühl Kuchen bey ihme in der Mühl zu empfangen.

aus Fritz Liebig, 1000 Jahre Neckargerach 1200 Jahre Guttenbach

Sebastian Bacquin

im Alter von 105 Jahren verstorben.

Bei meinen Recherchen im reformierten Kirchenbuch von Neckargerach bin ich auf einen interessanten Sterbeeintrag gestoßen.


Den 17ten Januarii 1678 ist begraben worden Sebastian Bacquin von Metz auß Lothringen
gebürtig, seines alters 105 Jahr und etlich und zwantzig Wochen, Deme
Churpfaltz wegen getreuen Diensten,so er Dero Königlichen H(er)rn Vatern höchst See(ligen) Andencken
Friderico dem Dritten König in Böhmen (gemeint ist Friedrich V) erwiesen, das gnaden-Tractament
auf dem Hauß Zwingenberg geben lassen bis in seinen todt.

Man findet nicht viele solcher Einträge in einem Kirchenbuch. Sebastian Bacquin ist mehr als 105 Jahre alt geworden, demnach muss er um das Jahr 1572 geboren worden sein. Was hat dieser Mann im Laufe seines Lebens wohl alles erlebt hat? Metz, seine Geburtsstadt, galt zu dieser Zeit noch als Stadtrepublik wurde aber bereits 1552 von den Franzosen besetzt. Offiziell gelangte Metz erst nach dem Westfälische Frieden 1648 an Frankreich. Sebastian Bacquin war wohl Zeit seines Lebens Soldat und hat auf Seiten der Protestanten gekämpft. Dies hat offensichtlich zu dem Gnaden-Tractament (freie Kost und Logis) auf Schloss Zwingenberg geführt. Übrigens hatte auch Friedrich V einen Bezug zu Metz, wenn auch einen gruselig traurigen Bezug. Der Sarg mit dem ausgeweideten Körper Friedrich V wurde im Juli 1635 nach Metz gebracht. Während der Flucht nach Metz ist der Sarg mehrmals vom Wagen gefallen. Dieser wurde im Keller eines Bürgerhauses abgestellt und sollte im September 1637 nach Sedan überführt werden. Seitdem gilt der Sarg mit den Gebeinen als verschollen! Sebastian Bacquins Gebeine haben es allerdings lediglich auf den Friedhof von Neckargerach geschafft.

Flurdenkmal, Jesus am Kreuz

Verlassen wir Reichenbuch in Richtung Neckargerach finden wir nach etwa 500 Metern ein Flurdenkmal. Es handelt sich um ein sogenanntes Wege-bzw Flurkreuz und steht an der Gemerkungsgrenze zwischen Reichenbuch und Neckargerach. Es ist als Kruzifix (Darstellung des Gekreuzigten) ausgeführt. Als Material wurde der heimische Buntsandstein gewählt.

An der L527 Gemerkungsgrenze zwischen Neckargerach und Reichenbuch

Im Rahmen des Sockels befindet sich folgender Spruch:

Dein heilig Kreuz

Herr Jesus Christ

Im Leben uns Kraft

Mut(h) und Licht.

Im Tod uns Trost

u. Zuversicht.

Was lange Jahre nicht sichtbar war im Unterbau befindet sich eine Inschrift der Stifter:

Gestiftet von Karl Schiemer in Stein

gehauen u. dessen Ehefrau Luise geb.

Sensbach 1901

Bei der Inschrift der Stifter können Aufgrund der Verwitterung Lesefehler enthalten sein.

Ein Ziegainer, von Raichenbuch

Bei der Suche nach ehemaligen Reichenbucher Bürgern habe ich im ev. Kirchenbuch von Binau folgenden Eintrag gefunden:

Kirchenbucheintrag Mischbuch Binau, Taufeintrag vom 04. August 1696

Den 4ten Augusi haben Johan Christoff
Leyhenbürger Ein Ziegainer, von Raichen-
buch, Einen Jungen Sohn tauffen lassen,
wobey der hochwohlgebohrne Herr, Herr Johan
Georg von Hunolstein v[nd]dann die hochwohl[geb.]
Frey Fräulein Loysa von Hunolstein zu
Gevattern gestanden, das Kind ist Johan
Ludwig genannt.

Binau war ein freiadeliges Rittergut. Zum Zeitpunkt der Taufe waren die „Vogt von Hunolstein“ die Besitzer von Binau. Warum Mitglieder der Familie die Patenschaft bei Johan Ludwig übernommen haben entzieht sich meiner Kenntnis. Ungewöhnlich ist auch das die Taufe in Binau vollzogen wurde, zuständig für Reichenbuch wäre eigentlich die Mutterpfarrei Neckargerach gewesen.

Leider führt auch die Suche nach dieser (Ziegainer) Familie ins Leere. Diese Familie tauchte weder vorher noch nachher nochmals auf. Mir ist auch nicht ganz klar wie der Familienname der Familie lauten soll.

  • Christoff dann wäre „Leyhenbürger“ eine Standesbezeichnung. Aber was soll dann die Bezeichnung „Leyhenbürger Ein Ziegainer“ bedeuten?
  • Leyhen könnte man vermuten da es im KB so aussieht wie wenn Leyhen unterstrichen wäre. Meist wurden Familiennamen unterstrichen. Was soll uns dann aber die Bezeichnung „bürger Ein Ziegainer“ sagen? Dies ist eigentlich genauso abwegig.
  • Leyhenbürger ist wohl doch am wahrscheinlichsten als Familienname anzunehmen.

Bisher konnte weder die Herkunft noch der Verbleib dieser Familie geklärt werden. Dies bleibt wohl dem Zufall überlassen, evtl. ergeben andere/spätere Forschungen ein Ergebnis. Wer über Informationen zu diesen Reichenbuchern verfügt wird gebeten mir eine Nachricht zu senden.

N.B. Dieser Beitrag soll keinesfalls diskriminierend wirken. Hier wurde lediglich der Begriff „Ziegainer“ aus einer historischen Quelle übernommen. Es geht hierbei um die Forschung nach Reichenbucher Familien.

Reichenbucher Auswanderer

Ein Abschied für immer?

„Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Wo ist nur mein Schatz geblieben? ist nicht hier, ist nicht da, ist wohl in Amerika“

Kinderreim aus dem 19. Jahrhundert
Werbung einer Auswanderer-Argentur.

Perspektivlosigkeit, Hunger, Krieg, Revolution, Verfolgung von diesen Dingen wurden auch unsere Vorfahren geplagt. Das 19. Jahrhundert war geprägt von Auswanderungen hauptsächlich in die Neue Welt. Anbei eine Liste mit Reichenbucher Auswanderern die ich bei meinen Recherchen in Kirchenbüchern gefunden habe. Im Rahmen weiterer Forschungen konnten zu einigen Auswanderern Informationen über den Verbleib gefunden werden.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Über Hinweise von weiteren Auswanderern und deren Verbleib, sowie jegliche Art von Informationen zu den Gründen der Auswanderung würde ich mich freuen.

  • Katharina Bieler *21.07.1878 (1900 – Frankreich)  
  • Andreas Brauch *03.07.1809 (1854 – Nordamerika) 
    • Elisabetha Brauch geb. Friedrich *15.11.1805 (1854 – Nordamerika)  
    • Luisa Brauch *03.03.1841 (1854 – Nordamerika) 
    • Marie Brauch *25.12.1844 (1854 – Nordamerika) 
    • Friederich Brauch *15.10.1843 (1854 – Nordamerika) 
    • Friederika Brauch *20.10.1836 (1854 – Nordamerika) 
    • Katharina Brauch *15.10.1839 (1854 – Nordamerika) 
    • Elisabetha Brauch *21.01.1850 oo Grischy Jakob *02.07.1852 +13.03.1929 +29.11.1939 Cincinnati, Hamilton, Ohio (1854 – Nordamerika)  
  • Friederike Ernst *12.01.1834 oo 20.02.1855 Valentin Steck *22.03.1835 Schollbrunn +14.03.1906 Willow Hill, Pennsylvania +14.03.1904 Franklin Co., Pennsylvania (1854 – Nordamerika) 
  • Georg Adam Fischer *26.12.1853 (1872 – Nordamerika) 
  • Bernhard Heinrich Fischer *24.04.1859 (1880 – Nordamerika)   
  • Maria Graf *um 1844 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States (1902 – Nordamerika) 
    • Kilian Graf *1882 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States (1902 – Nordamerika) 
    • Simon Graf *1888 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States(1902 – Nordamerika) 
    • Elisabeth Graf *1885 Ankunft 02.09.1902 mit Schiff Kaiser Wilhelm Der Grosse in New York, New York, United States (1902 – Nordamerika) 
  • Georg Michael Heck *20.04.1835 (1852 – Nordamerika) 
  • Eduard Heck *19.04.1818 (1851 – Nordamerika) 
  • Karoline Scheuermann *25.06.1835 (1854 – Nordamerika) 
  • Philippine Schäfer *15.07.1828 Ankunft 1857 mit Schiff Olympia in New York, New York, United States (1857 – Nordamerika)
    • Anna Maria Schäfer *25.10.1856 +19.11.1857 Abends 5 Uhr und wurde „Died in the Bagage“ nächsten Morgen 5 Uhr über Land gesetzt. (1857 – Nordamerika)
  • Helene Sensbach *23.05.1829 (1851 – Nordamerika)
  • Heinrich Vierling *19.07.1837 (1882 – Nordamerika) 
    • Luisa Vierling geb. Brauch *09.11.1850 wohnte mit den Kindern, August, Heinrich und Luisa beim Census (Volkszählung) am 8. Juni 1900 in Kingston, Ulster, New York. Der Ehemann Heinrich Vierling wird beim Census nicht genannt.(1882 – Nordamerika)
    • August Vierling *16.06.1872 (1882 – Nordamerika)
    • Heinrich Vierling *12.07.1874 Arbeiter in Kingston, Ulster, New York (1882 – Nordamerika)
    • Luisa Vierling *29.05.1880 Zigarrenmacherin in Kingston, Ulster, New York (1882 – Nordamerika) 
  • Wilhelmine Winter *07.09.1828 Ankunft 1857 mit Schiff Olympia in New York, New York, United States (1857 – Nordamerika) 
  • Elisabetha Haas geb. Winter *17.07.1819
    • Jakobina Haas *27.03.1842
  • Erwin Kürschner *28.03.1901 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Karoline Luise Kürschner geb. Schnörr *24.03.1902 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Fred Erwin Kürschner *03.03.1926 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Richard Adolf Kürschner *20.10.1927 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)
    • Luisa Kürschner *27.12.1928 Ankunft 05.05.1929 mit Schiff München in New York (1929 – Nordamerika)